Die Geburt eines Kindes ist eines der bewegendsten Erlebnisse im Leben einer Frau – voller Emotionen, Hoffnung und Erwartungen. Doch nicht jede Geburt verläuft so, wie es sich die werdenden Eltern wünschen. Manche Frauen erleben die Geburt als tief belastend oder sogar traumatisch. Ein Geburtstrauma beschreibt eine Erfahrung, die sowohl körperlich als auch seelisch verletzend sein kann und langfristige Spuren hinterlässt – für die Mutter, das Kind und oft auch für den Partner.
Was bedeutet Geburtstrauma?
Der Begriff „Trauma" kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung". In der Medizin beschreibt er eine Wunde oder Schädigung durch äußere Einwirkungen.
Doch nicht nur der Körper kann verletzt werden – auch die Seele kann durch extreme Belastungen Narben davontragen. Im Zusammenhang mit der Geburt unterscheiden wir zwischen physischen und psychischen Geburtstraumata.
Körperliche Verletzungen
Ein physisches Geburtstrauma bezieht sich auf körperliche Verletzungen, die während des Geburtsvorgangs bei Mutter oder Kind auftreten können.
Beim Neugeborenen können solche Verletzungen durch mechanische Kräfte während der Geburt verursacht werden, wie beispielsweise:
Verletzungen beim Neugeborenen
Kopfverletzungen
Schädel- oder Hirnverletzungen können durch den Druck während der Passage durch den Geburtskanal entstehen. Dies kann zu langfristigen Beeinträchtigungen führen.
Nervenverletzungen
Eine Schädigung des Armnervengeflechts (Plexus brachialis) kann zu Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen im Arm des Neugeborenen führen. Diese Art der Verletzung tritt bei 0,38–1,56 Fällen pro 1.000 Geburten auf.
Knochenbrüche
Insbesondere das Schlüsselbein (Klavikula) kann während einer schwierigen Geburt brechen. Solche Frakturen heilen in der Regel gut, können aber initial Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
Bei der Mutter können physische Traumata wie Dammrisse, Verletzungen des Geburtskanals oder starke Blutungen auftreten.
Diese Verletzungen erfordern oft medizinische Interventionen und können den Erholungsprozess nach der Geburt verlängern.
Seelische Belastungen
Ein psychisches Geburtstrauma bezieht sich auf seelische Verletzungen oder starke psychische Erschütterungen, die durch ein extrem belastendes Ereignis während der Geburt hervorgerufen werden.
Solche Traumata können entstehen durch:
Psychische Belastungsfaktoren
Gefühl des Kontrollverlusts
Wenn Frauen das Gefühl haben, keine Kontrolle über den Prozess zu haben oder nicht in Entscheidungen einbezogen zu werden.
Unerwartete Eingriffe
Notwendige, aber unvorhergesehene Eingriffe wie ein Notkaiserschnitt ohne ausreichende Erklärung.
Unzureichende Unterstützung
Mangel an emotionaler Unterstützung verstärkt das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit.
Lebensbedrohliche Situationen
Komplikationen, die das Leben von Mutter oder Kind gefährden, lösen tiefe Ängste aus.
Häufige Ursachen
Die Ursachen für ein Geburtstrauma sind vielfältig und können sowohl physische als auch psychische Faktoren umfassen.
Einige der häufigsten Ursachen sind:
Häufige Ursachen im Überblick
Geburtsverlauf-bedingte Faktoren
- Schwierige Geburtsverläufe: Komplikationen wie eine Schulterdystokie
- Lange oder sehr schnelle Geburten: Erschöpfung oder Kontrollverlust
- Instrumentelle Entbindungen: Geburtszangen oder Vakuumextraktion
- Notkaiserschnitt: Plötzliche ungeplante Eingriffe
Kommunikations-bedingte Faktoren
- Mangelnde Kommunikation: Unzureichende Information über den Geburtsverlauf
- Vorherige traumatische Erfahrungen: Erhöhte Vulnerabilität
- Gefühl der Entmündigung: Nicht ernst genommen werden
- Fehlende Unterstützung: Sich allein gelassen fühlen
Wenn mehrere dieser Faktoren zusammentreffen, steigt das Risiko erheblich – insbesondere dann, wenn die Mutter sich allein gelassen, entmündigt oder nicht ernst genommen fühlt.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht
„Ich hatte mir meine erste Geburt so anders vorgestellt. Ich war gut vorbereitet – dachte ich zumindest. Doch als es losging, fühlte ich mich von Anfang an überrollt. Die Wehen kamen heftig, die Hebamme wechselte, mein Partner wirkte überfordert.
Dann hieß es plötzlich: ‚Wir müssen einen Notkaiserschnitt machen.' Ich hatte Angst, wurde nicht gefragt, nur informiert. Nach der Geburt konnte ich mein Baby erst spät sehen. Ich fühlte mich leer, fremdbestimmt – und irgendwie auch schuldig.
Es hat Monate gedauert, bis ich überhaupt darüber sprechen konnte."
Solche Erfahrungen sind kein Einzelfall – und kein Zeichen von Schwäche. Sie zeigen, wie sensibel und tiefgreifend eine Geburt erlebt werden kann.
Professionelle Unterstützung
Ein Geburtstrauma kann das Leben nachhaltig beeinflussen – emotional, körperlich und auch in der Partnerschaft.
Umso wichtiger ist es, die Anzeichen ernst zu nehmen und sich rechtzeitig Hilfe zu holen.
Mit einfühlsamer Begleitung, klarer Kommunikation und aktiver Einbindung der Gebärenden kann das Risiko gesenkt und die Verarbeitung erleichtert werden.
Jede Frau verdient eine stärkende Geburt
Denn: Jede Frau verdient eine Geburt, die sie als selbstbestimmt und stärkend erlebt. Sind Sie betroffen oder unsicher? Ich bin für Sie da.
Dr. med. Sabrina Kising
Als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Paar- und Sexualtherapeutin begleite ich Frauen und Paare, die eine belastende oder traumatische Geburt erlebt haben.
In meiner Onlinepraxis biete ich Ihnen Raum für Ihre Geschichte, fachliche Einordnung und vor allem: verständnisvolle und bestärkende Begleitung.
Gemeinsam entwickeln wir Wege, wie Sie heilen und neue Kraft finden – für sich selbst, Ihre Familie und Ihre Zukunft.